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Witwenprogramm

Michel hatte mit Humaid einen guten Buchhalter zur Seite, als er die einzelnen Dossiers der Mikrokredite durchging und eifrig rechnete. Auch das von Zariya geführte Bankbüchlein lag vor, und alles hatte seine beste Ordnung.

Vergabe eines neuen KreditsKontostand des Witwenprogrammes

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neuer Kredit

Ein neuer Kredit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben Geld für drei weitere Kredite eingeschossen, und aus dem Guthaben wurden auch zwei vergeben. Hervor zu heben ist der VIERTE Kredit an Sifany, die mit einer Reismühle angefangen hatte und nun zusammen mit dem tüchtigen Schwiegersohn für ein gutes Auskommen der ganzen Familie sorgt.

Die Rückzahlungsquote ist weiterhin sehr hoch, und Humaid, der unserem Projekt am Anfang keine Chance gegeben hatte  musste zugeben, dass er sich gründlich geirrt hatte. Eigentlich ist das Ganze so erfolgreich, dass wir ins Auge fassen, es ganz an Zariya zu übergeben.

Ein persönlicher Besuch von uns bei allen Witwen ist nicht mehr machbar,  und zudem nimmt das Projekt mittlerweile sehr viel Zeit unseres mageren Urlaubs in Anspruch. Ganz aus den Augen lassen werden wir es nie, und auch den Kontakt mit einzelnen Witwen werden wir nicht abbrechen lassen, und sicher werden wir auch weiterhin nach unseren Möglichkeiten finanzielle Unterstützung gewähren.

So ganz ausgereift ist unser weiteres Vorgehen im Bezug auf das Mikrokredit- Programm noch nicht, wir werden sehen.

Ganz bestimmt wird der Kontakt zu Chammi bestehen bleiben. Ihr Kredit ist der einzige in den letzten zwei Jahren, bei dem die Rückzahlungen ausstehen, und dies wird sich so schnell nicht ändern. Nur gut, dass es sich um ein zinsloses Darlehen handelt. Es war auch ein kleiner Schock,  sie zu besuchen.

Aus Briefen wusste ich, dass sie nach der Geburt ihrer Tochter ihr Geschäft aufgegeben hatte und nun zuhause für Kundschaft näht. Auch, dass ihre Grossmutter und eine blinde Tante zu ihr gezogen sind. Zusammen mit einem einjährigen Kind und einem drogenabhängigen und gewalttätigen Ehemann ein chaotischer Haushalt.

Chammi mit Ihrer Tochter

Die Grossmutter ist im Besitz eines Reisfeldes, das im Jahr 60 000 Rupien Pacht einbringt (ca CHF 600);  daneben ist Chammi die einzige Verdienerin. Im Vergleich dazu: Ihr Mann ist vom Gericht verpflichtet worden, seine erste Frau und die gemeinsame Tochter mit 3000 Rupien im Monat zu unterstützen.

Das Ganze ist ein hoffnungsloses Unterfangen für alle Beteiligten. Wir haben Chammi zu Zariyas Haus bestellt, um offen mit ihr sprechen zu können. Eigentlich wäre das auch bei ihr zuhause gegangen. Der Ehemann lag nachmittags im Bett und konnte von ihr nicht dazu bewegt werden, aus dem Zimmer zu kommen. Die blinde Tante lag auf einer Pritsche in einem einsehbaren Zimmer und rührte sich nicht, und als Michel einer kleinen Katze nachlief, stolperte er über die aus Altersschwäche bettlägerige Grossmutter.

Ich hatte Roy im Vorfeld instruiert, was er sagen und fragen sollte, und nachdem er in landestypischer Art in weiten Bögen um den heissen Brei strich und immer wieder ins Singhalesisch verfiel, obwohl Chammi ausnehmend gut Englisch spricht, hielt ich es einfach nicht mehr aus.

WARUM ???? Jeder in Hambantota würde das Individuum kennen, und sie hätte doch wissen müssen, dass da bereits eine krankenhausreif geprügelte Ehefrau und eine vernachlässigte Tochter vorhanden seien!?

Erst hätte sie es eben nicht gewusst, und dann hätte er ja versprochen, dass alles anders würde.

Er würde sie ja auch nicht mehr so oft schlagen………. Wie einsam kann man sein, um so einem Kerl auf den Leim zu gehen?

Chammis Tochter beim Einkaufen

 

 

 

Es war ganz offensichtlich, dass sie die Entscheidung längst bereut, und auf die Frage, ob sie sich bewusst sei, dass er sie verlassen würde, sobald sie gar nichts mehr habe, kam ein erstaunlich offenes “Ja”.

Wir würden sie genau deshalb nicht mehr unterstützen, und auch das Geld für ein Arbeitsvisum in den Nahen Osten würde sie von uns nicht  erhalten. Erstens sei nicht gewährt, dass er tatsächlich mit dem Geld ausreisen würde, und als Drogenabhängiger würde er eh über kurz oder lang ausgewiesen werden. Zudem wurde er bei seiner letzten Rückkehr verhaftet, weil er versucht hatte, im grossen Umfang Handys zu schmuggeln!?

Wir haben mit ihr für ihre kleine Tochter eingekauft und dann einen Grosseinkauf Lebensmittel zu ihr nach Hause geschafft. Ansonsten konnte ich ihr nur den Rat geben, beim nächsten Mal zurück zu schlagen. Sie sei doch kräftiger als diese aufgestellte Packschnur! Immerhin hat sie zum ersten Mal seit langem wieder gekichert und mit so einer bestimmten Stimme gesagt, dass die Zukunft für sie wieder besser werden würde, dass sie für einen Moment die alte Chammi war und ich ihr (fast) geglaubt habe.

Fussnote: Bei einem späteren Besuch in Colombo bei Humaids Schwägerin kam diese mit zwei 6 und 9 Jahre alten Brüdern vom Zahnarzt. Sie finanziert und betreut die Kinder, die Aufnahme bei einem Onkel gefunden haben. Der dritte Bruder mit seinen zwei Jahren ist mit der Mutter im Gefängnis, weil diese ihren Ehemann im Bett mit Benzin übergossen und angezündet hatte!?

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