Michel hatte den neuen Kindergarten noch nicht gesehen und war sehr angetan. Da wir von Termin zu Termin gefahren sind, waren wir spät dran und es waren bereits viele Kinder abgeholt worden.
Insgesamt werden in der Vorschule dreissig Kinder unterrichtet; als das verbliebene Dutzend anfing zu singen, hätte man, anhand der Lautstärke, jedoch von der vollen Besetzung ausgehen können.
Die Arbeiten der Kinder waren toll. Wir sahen gemalte Bilder und Collagen, die für die Altersklasse (Vier- bis Fünf-jährige) erstaunlich waren. Auch die Wahl der Materialien war ausserordentlich. So wurde etwa getrocknete Knoblauchhaut zu Schwanenfedern und getrockneter Teesatz zu Blumenblättern.
Die Kinder werden nach staatlichen Richtlinien für Kin-dergärten unterrichtet und der Stundenplan ist sehr vielfältig. Dank sehr eingängiger Piktogramme konnte ich vieles aus dem dicken Buch in singhalesischer Schrift, das mir die Kindergärtnerin zeigte, verstehen.
So werden den Kindern Grundsätze der Hygiene, des Anstandes und Benehmens (!?) und der Umgang mit der Natur gelehrt. Dazu kommt körperliche Ertüchtigung, das Auswendiglernen von kleinen Gedichten und Liedern auch in englischer Sprache und Zeichnen und Gestalten nach Vorgabe.
Als die Kinder zum Schluss ein singhalesisches Lied sangen, kam immer wieder dieselbe eingängige Zeile vor. Ich bat die Leiterin, mir diese zu übersetzen, und sie sagte es hiesse „Wir sind so liebe Kinder, wir sind so gute Kinder..........“ Meines Wissens gibt es auf Deutsch kein vergleichbares Kinderlied.
Auf Nachfrage hiess es, dass sie Mal- und Bastelmaterial brauchen könnten. Auch würde bei heftigem Regen Wasser durch das rückwärtige „Fenster“ in den Klassenraum dringen, und einen Wetterschutz anzuschaffen, sei leider aus Kostengründen nicht möglich.
Roy versprach, bei seinem nächsten Besuch einen geeigneten Rollladen aus Colombo mitzubringen, die Mittel dazu wird er aus dem Pool der Mikrokredit Ratenzahlungen nehmen.
Zusätzlich haben wir die örtliche Papeterie um Malbücher, Stifte, Leim, Kinderscheren und dergleichen erleichtert.
In dem Kindergarten werden muslimische, tamilische und singhalesische Kinder zusammen unterrichtet. Wie bereits erwähnt, muss für jedes Kind
pro Monat eine Schulgebühr von 200 Rupien entrichtet werden. Das ergäbe die Summe von ca. 60 Schweizer Franken. Ergäbe deshalb, weil laut Aussage der Kindergärtnerin
manchmal die Eltern des einen oder anderen Kindes die
Summe nicht aufbringen könnten und sie deswegen das Kind nicht vom Unterricht ausschliessen könne und wolle.
Es waren noch zwei Frauen anwesend. Die seien ihr bei der Betreuung der Kinder behilflich und es sei leider auch nicht möglich, diese dafür bescheiden zu entschädigen.
Dass mit dieser Aussage unterschwellig um eine monatliche Unterstützung gebeten wurde, war unmissverständlich.
Der Bau des Kindergartens wurde nicht zuletzt durch eine grosszügige Spende des Kiwanis Club Wädenswil möglich. Wir haben die Mittel dazu übergeben mit der Botschaft, dass damit unsere finanzielle Hilfe für dieses private Projekt erschöpft sei und als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden werden sollte.
Als einzige ausländische Gäste in einem Hotel in Hambantota zu logieren, in dem 60 von 200 vom Tsunami zerstörte Zimmer wieder in Stand gesetzt worden sind, war nur ein kleiner Anhaltspunkt dafür, unter welchen wirtschaftlichen Problemen die Menschen zu leiden haben. Da unsere Unterstützung für den, einer staatlichen Schule angegliederten, Zariya Kindergarten (Löhne für die drei Kindergärtnerinnen) Ende dieses Jahres ausläuft, werden wir mit Roy diskutieren, ob wir nicht doch mit einem monatlichen Beitrag dem Rainbow Kindergarten unter die Arme greifen wollen.
Vielleicht liesse sich auch ein Pate finden?