Reiseberichte

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Helfen ist gar nicht so einfach

Nachdem wir von der Katastrophe erfahren hatten, liefen die Drähte heiss. Gott sei Dank waren unsere Freunde in Colombo nicht direkt betroffen und haben ihrerseits bereits am 27sten Dezember durchs Landesinnere Lebensmittel nach Galle geschafft.

SL Maerz2005 Einkaufen in PettahWir haben ihnen Geld überwiesen, und es war eine der schönen Er-fahrungen bei unserer Ankunft über jede Schlafmatte und jeden Kerosinkocher, der von unserem Geld gekauft worden war, Quittungen und das restliche Geld in Rupien ausgehändigt zu bekommen, obwohl wir keine Auflagen über denVerwendungszweck gemacht hatten.

Die erste Hürde war Traveller Checks in Rupies zu verwandeln. Jede Katastrophe bringt das Beste oder das Schlechteste in einem Menschen hervor und wir haben beides erlebt. Die  erste Bank verwies uns an die Konkurrenz, die im Gegensatz zu ihnen keine Spesen verlangen würde!! Zwei Anläufe später, nach Geduld und Teetrinken hatten wir einen Packen Rupien in der Grösse eines veritablen Backsteins.....

Gross und billig einkaufen in Colombo heisst Pettah: ein an den Hafen angrenzender unübersichtlicher Basaar mit infernalischem Lärm und Gestank und einer Menschenmenge biblischen Ausmasses.

Die Waren werden von unglaublich dünnen, barfüsssigen Männern auf unglaub-lich beladenen Sackkarren transportiert, und wir haben das Auto ausserhalb parkiert, und uns zu Fuss ins Getümmel gestürzt.

Manche Läden haben eine Front von weniger als drei Metern, reichen dafür in der Tiefe bis an die nächste Querstrasse und die SL Maerz2005 Humaid beim Verhandelndrei- bis vier Stockwerke sind über schwin-delerregende Hühnerleitern erreichbar. Wahrlich nichts für schwache Nerven oder gar Leute mit Platzangst!

Wir haben alles gegeben: im dritten Stock – kurz vor dem kollabieren – trotz des Gejammers, wir hätten doch schon den Händlerpreis, einen weiteren Rabatt herausgeholt: wir wollten mit den Waren ja gar nicht handeln, sondern diese verschenken!

Fast die Nerven verloren haben wir in einem Warenlager, in dem wir Stoff für Schuluniformen gesucht haben. Der ca. vier Meter hohe Raum war bis unters Dach mit Stoffballen vollgestopft und zwischen den Türmen war jeweils kaum 40 cm Platz um sich durchzuzwängen. Da man vor Hitze kaum atmen konnte, spielte es auch keine Rolle, dass so gut wie keine Luft vorhanden war. Plötzlich geriet einer der Türme ins Wanken und nur ein beherzter Sprung rettete uns davor unter Stoffballen begra-ben und zur Blickschlag-zeile des Jahres zu wer-den!

Nicht auszudenken, falls in diesem Bezirk je Feu-er ausbrechen sollte! Als die Händler hörten, dass die Waren für Hamban-tota bestimmt waren, mussten wir nicht einmal mehr feilschen – die Preise waren so tief, dass sie, wenn überhaupt, kaum noch Gewinn emacht haben können.

SL Maerz2005 gekaufte WareHatten wir bei den Gaskochern und Thermosflaschen noch das Glück, dass diese an die Adresse unserer Freunde geliefert wurden, hiess es nun für Humaid, den Mann unserer Freundin, per Tuk-Tuk das Auto holen. Ein Tuk–Tuk ist eine dreirädrige Motor-rishka ,in der wahlweise 2 Ausländer oder eine 6-köpfige einheimische Familie Platz haben.

Wir konnten uns schlicht nicht vorstellen, wir er zu uns durchkommen, geschweige denn wie wir den Wagen beladen sollten, und hatten Musse das Gewühl zu betrachten bis nach einer kleinen Ewigkeit sein Wagen tatsächlich auftauchte.

Wir hatten eben noch herzlich gelacht über eine Frau, die einen Kühlschrank im Tuk–Tuk trans-portierte, und eine Kante der Schachtel buchstäblich in den Zähnen hatte, als ein Geschrei durch den Laden ging. In weniger als einer Minute war Humaids Wagen bis unters Dach mit Packen beladen, die wir unmög-lich alle gekauft haben konnten.

Ich wurde von einem halben Dutzend Hände auf die Packen geschoben, die Türe zuge-stemmt und das wütende Hupen hinter uns ebbte wieder ab. Mit dem Backen an der Scheibe konnte ich mit dem linken Augen sehen wie sich nun die Burschen vor Lachen bogen.

Es ist keine Frage, dass wir nicht einmal das Einkaufen zu den Konditionen ohne Humaids Hilfe geschafft hätten, und wir haben uns SL Maerz2005 Beim Verpackenauch bei der Wahl der Güter auf ihn verlassen.

Die Leute sind mit Lebensmitteln und Trinkwasser versorgt. Der Aufschrei westlicher Medien, die Leute hätten nichts als Reis und Linsen, mag anbetracht der gespendeten Gelder seine Berechtigung haben, ansonsten muss man sich im Klaren sein, dass die Leute vor dem Tsunami auch nicht mehr hatten. Der reichlich vorhandene Fisch wurde verständlicherweise von vielen vom Speiseplan gestrichen, nachdem sie mit ansehen mussten wie das Meer tagelang Leichen angespült hatte.

Gebraucht werden Kocher mit Gaszylinder, um in irgendeiner Unterkunft selber kochen zu können. Wegen dem Depot ist der Zylinder sehr teuer, das Nachfüllen dann erheb-lich billiger. Thermosflaschen um Tee oder Babynahrung warm halten zu können, baumwollene grobe Leintücher, um auf etwas sauberem schlafen zu können. Betten und Matratzen haben in den meisten Notunterkünften keinen Platz, und die Leute sind es gewohnt auf Matten zu schlafen.

Auch dass die Wahl auf Hambantota fiel, geschah unter seinem Einfluss. Es wird viel private Hilfe von Einheimischen und Touristen geleistet, aber den Meisten ist der Weg bis in den Südosten der Insel zu weit.

Dass die Regierungshilfe immer noch auf sich warten lässt, sich Regierung und Opposition darauf beschränken Wahlpropaganda zu betreiben und  sich gegenseitig Unterschlagungen vorzuwerfen, dass Hunderte Container mit Hilfsgütern noch 3 Monate nach der Katastrophe im Hafen festsitzen, und wie es sich manche Delegierten von Hilfsorganisationen hier gut gehen lassen – das ist eine zu lange Geschichte, um sie hier zu erzählen.

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