Azra
Es ist immer toll, in Hambantota auf der Strasse auf Bekannte zu treffen. Diesmal hatte ich noch nicht beide Füsse aus dem Auto, als Rasmiya über die Strasse gerannt kam. Sie war auf dem Weg zur Arbeit und griff nach meinen Händen, um mich zu begrüssen. Nach einem kurzen Zögern fiel sie mir kurzerhand um den Hals. Michel muss sich jeweils mit einem schüchternen Lächeln begnügen.
Sie bat uns freudestrahlend, sie und die Kinder im neuen Haus zu besuchen. Wir hatten Tom und Moni (die Paten von Azra) von den Lebensumstände der Familie berichtet, und in kurzer Folge kam erst die Frage: „Was kostet der Ausbau, um das Haus bewohnbar zu machen“ und kurz darauf: „Wir haben das Geld überwiesen“.
Wir durften das Badezimmer bewundern und es gab auch Fliesen in der Küche, genauso wie fliessendes Wasser. Später sahen wir, dass der Abfluss aus der Küche auch äusserst einfach gehalten war: Das Rohr ragte etwa einen halben Meter aus der Mauer und das Abwasser floss in den Garten.
Das Fenster neben der Haustüre war zugestellt mit Kartons, um Katzen davon abzuhalten, ins Haus zu gelangen. Der Wohnraum hat nur das Betonfundament ohne Überzug und als einzige Möblierung eine Wanduhr. Im Schlafzimmer stehen zwei Betten und ein Regal und daneben gibt es noch fünf Plastikstühle. Ein weiteres Zimmer bleibt abgeschlossen, weil das Fenster gänzlich fehlt, und überall hat es rohe Wände. Trotzdem könnte Rasmiya nicht glücklicher sein.
Sie würde sich manchmal in ihrem alten Zimmer im Haus der Schwiegereltern aufhalten, um nach der Arbeit auf die Kinder zu warten, bis die Schule aus sei. Dabei müsse sie sich anhören, um wie viel einfacher deren Leben sei, seit sie ausgezogen sei!
Azra freute sich mit ihrem Bruder über die mitgebrachten Geschenke der Paten, und der Kalender für Rasmiya wird bestimmt einen Ehrenplatz erhalten. Mir fiel auf, dass Azras Rossschwanz extrem vom Kopf abstand, und ich fragte mich, was für einen komischen Haargummi das Mädchen trug. Als das Haar zur Seite rutschte, tauchten darunter kein Haargummi, sondern nur weitere Haare auf. Ich bat Azra, ihre Haare zu lösen, und sie kam mit einem schüchternen Lächeln meinem Wunsch nach. Sie hat Haare bis zur Mitte der Waden!!! Sie taute sichtlich auf, als ich anfing, mir mit ihren Haaren eine Frisur zu drapieren.
Wir werden auch nicht um eine Idee für ein Mitbringsel nächsten Frühling verlegen sein. Azra braucht die tollste Haarbürste, die es gibt!