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Waisen Patenschaften

Die Besuche bei Fatima und Maduka waren besonders schön, weil beide recht gut englisch sprechen und dadurch eine direkte Unterhaltung möglich war. Während Fatima noch recht schüchtern ist, taut Maduka immer mehr auf.

Obwohl er bei seiner Tante in sehr einfachen Verhältnissen lebt merkt man an jeder Geste und jedem Wort, dass man einen wohlerzogenen, (Grossmutter-) herzerfrischenden Jungen vor sich hat.

Maduka beim Aufpumpen des mitgebrachten Fussballes

Er sass eifrig bei seinen Hausaufgaben und beteuerte, dass er sich grosse Mühe in der Schule geben würde.

Meine Aufwallung, endlich diese Sprache lernen zu wollen, erlitt einen argen Dämpfer als ich ihm zusah, wie er flüssig diese Nudelschrift aufs Papier brachte.

Von dem mitgebrachten Lederfussball mit Pumpe liess er sich aber nur allzu gerne ablenken und zu seiner Freude und der Belustigung sämtlicher Nachbarn, haben wir den Ball ausprobiert. Da bei Maduka die Schweizer Nationalmannschaft nur als diejenige in Erinnerung geblieben war, die sämtliche Penalty  verschossen hatte, war er ganz angetan von meinen KünstenJ

Natürlich musste auch noch das Versprechen eingehalten werden, dass er ein neues Paar Schuhe für die Schule bekommen würde.

Den Besuch von Resla hatte ich auf den letzten Abend gelegt und nachdem wir fast zwei Stunden kreuz und quer über Sandpisten durch die Neubausiedlung, in die sie mit ihrer Grossmutter gezogen war, geirrt waren mussten wir aufgeben. Wie schon erwähnt ist die Orientierung äusserst schwierig und wir wurden jedes Mal bei Nachfrage wieder in eine andere Richtung gewiesen.

Ich habe Resla bei diesem Besuch somit nicht persönlich getroffen, den Betrag den mir ihre Patin mitgegeben hatte aber vor der Abfahrt Chammi überreicht, die ihn dann weitergeleitet hat.

Der Besuch bei Ruhi hat mir im Vorfeld schon Bauchschmerzen bereitet. Ihre Paten Max und Christine hatten zu Neujahr einen lieben Brief in der landestypischen blumigen Sprache erhalten, in dem unter anderem auch erwähnt war dass die Kleine sich gerne das Familienfoto anschaut. Beigelegt war die Fotokopie eines Fotos, das mitnichten Max und Christine zeigte!!

Ruhi

Der Verdacht, dass neben der Dreistigkeit sich zwei Paten zu „halten“ noch die Dummheit dazu gekommen war die jeweiligen Fotos in den falschen Brief zu stecken, lag nahe.

Obwohl ich Roy kontaktierte und kreuz und quer durchs Netz suchte, war nichts Genaueres in Erfahrung zu bringen.

Max und Christine betonten zwar, dass es ihnen nicht mehr als ein gewisses Unbehagen bereiten würde, wir wollten der Sache jedoch auf den Grund gehen. Zumal wir versprochen hatten dafür zu sorgen, dass der Beitrag der Paten an ein bedürftiges Kind gehen würde zu dem wir persönlichen Kontakt halten würden.

Mein erster Gang am Dienstagmorgen führte mich zu Ruhis Grossvater. Ausser Roy und seiner Familie weiss jeweils niemand von unserer Ankunft. Kaum da, spricht sich unsere Anwesenheit jedoch in Windeseile herum.

Ich habe dem Grossvater das Foto gezeigt und um Aufklärung gebeten. Auch brachte ich in ebenso blumiger Weise zum Ausdruck, was das falsche Foto für Bestürzung ausgelöst hätte und welcher Verdacht der am nahe liegende sei.

Der Grossvater war sehr offen und er konnte sich nicht erklären, wie die Fotokopie in den Brief von Max und Christine gelangt sei.

Die Karte aus Australien

An das andere Paar hätten sie eine Karte in singhalesisch an den Child fund Australia richten müssen, direkten Kontakt hätten sie keinen und neben einer Karte, ebenfalls vom Child fund und der Fotokopie des Bildes, dessen Verlust sie sehr wohl realisiert hätten, hätten sie von den Leuten keine Informationen.

Ich hatte bis anhin immer den Eindruck, in einem offenen und ehrlichen Haus zu Gast gewesen zu sein und ich habe keinen Anlass an den Aussagen des Grossvaters zu zweifeln.

Der Child fund Australia habe nach dem Tsunami alle Daten von Vollwaisen aufgenommen, darunter auch die von Ruhi. Vor ca. fünf Monaten hätten sie besagte Karte von dem australischen Paar mit Tochter bekommen und zwar von dem sri lankischen Büro der Organisation. Die Karte verfügte auch über keine Frankierung. Über denselben Zeitraum, im Abstand von ca. zweieinhalb Monaten, seien zwei Zahlungen über jeweils Rs. 1200 (etwas mehr als CHF 10) eingegangen. Mehr könne er dazu nicht sagen, die Verwechslung der Bilder sei ausgeschlossen, da sie ans Büro nur eine Karte geschickt hätten und alle Bilder von Max und Christine seien nach wie vor im Fotoalbum.

Mir tat das Vorbringen unseres Verdachtes direkt leid als er das Fotoalbum hervor kramte und die Seite aufschlug auf dem die Fotos der Beiden neben dem Hochzeitsfoto seiner verstorbenen Tochter unter Plastik klebten.

Aus den Angaben auf der Karte gingen zwar die Namen aller Familienmitglieder samt Hund hervor, ebenso dass sie noch Goldfische halten und in Sydney wohnen, aber nichts was bei einer Suche im Internet Resultate gebracht hätte.

Andererseits wäre von den Leuten nicht mehr zu erfahren gewesen, als aus der Homepage der Organisation hervorgeht. Demnach haben sie eine Patenschaft übernommen und bezahlen $ 39 im Monat.

Die Karte aus Australien

Child fund Australia garantiert seinen Sponsoren, dass nicht mehr als 20% des Geldes für die Verwaltung ausgegeben wird und betont an verschiedenen Stellen, dass der Kontakt zu den Kindern nur über die örtlichen Büros möglich ist. Zudem wird davor gewarnt, Familiennamen oder zu genaue Angaben über den Wohnort zu machen um sich vor etwaigen Bettelbriefen zu schützen.

Es wäre wohl auch betrüblich für die Leute zu erfahren, dass von ihrem Beitrag nur ein ganz kleiner Teil bei dem betreffenden Kind ankommt.

Andererseits ist bekannt, dass bei grossen Organisationen nicht der Eins zu Eins Austausch vom Paten zum Kind im Vordergrund steht, sondern ganze Gemeinden mit dem Geld unterstützt werden.

Ruhi war nicht sehr angetan von unserer angeregten Unterhaltung und hat alles unternommen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenkenJ Sie ist ein absoluter Schatz und wird immer vorwitziger. Ganz stolz hat sie mir Fotos von sich überreicht die offensichtlich von einem Fotografen gemacht worden und für Max und Christine gedacht waren. Noch stolzer führte sie mir ihre kleine Schwester – die eigentlich ihre Cousine ist – vor. Sie nennt ihre Tante auch mittlerweile Amma und scheint so glücklich zu sein wie es nur ein Kind sein kann, dessen Bedürfnissen Rechnung getragen wird, und das sich keinen Deut darum schert wo Australien oder die Schweiz liegen.

Ruhi mit Ihrer Tante

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