Wir haben in Colombo mit Hilfe von Humaid ein Jugendsparkonto für Nasmila, Sifayas jüngere Tochter, eingerichtet. Die Einzahlung von CHF 1000.- wird erst an ihrem 18ten Geburtstag und unter Beisein von Humaid und/oder uns an das Mädchen zur Auszahlung kommen. Laut Sparkontodaten werden im Jahr 2020 daraus ca. CHF 2800.- geworden sein und somit eine gute Mitgift ergeben.
Im Vorfeld unserer Reise liess sich Frau Müller Rosemarie von uns über unsere Pläne in Hambantota informieren und hat uns dann CHF 500 übergeben, die in das Konto für Nasmila eingeflossen sind. Wir möchten uns nochmals ganz herzlich dafür bedanken.
Ein Besuch bei Sifaya, ihren Töchtern Nasreen und Nasmila sowie ihrem kleinen Sohn aus zweiter Ehe bestätigte unsere Annahme, dass das Geld wohl nie zu Ausbildungszwecken Verwendung finden wird. Die Mädchen betüteln ihren kleinen Bruder in einer Art und Weise, wie es nur Mädchen in einer Gesellschaft tun, die nur diese Art von Fähigkeiten für ihr weiteres Leben brauchen.
Sie werden also eine gute Mitgift gebrauchen können.
Humaid hatte uns schon nach dem Tsunami wissen lassen, dass unsere hochfliegenden Pläne, den beiden Mädchen eine gute Ausbildung zukommen zu lassen, in Hambantota nicht zu verwirklichen sei.
Das soll bei Ruhi anders werden! Wir kamen sowieso nicht aus dem Staunen heraus, ein junges “Fräulein” anzutreffen! Hach, was ist die Kleine hübsch!
Sie soll in spätestens zwei Jahren entweder nach Tangalle oder Colombo in ein Internat. Mein Einwand, sie sei doch viel zu klein dafür, wurde nicht verstanden. Sie sei eine exzellente Schülerin und das sei üblich und der einzige Weg für eine höhere Schulbildung. Noch größer wurde unser Erstaunen, als wir erfuhren, dass diese Mädcheninternate von katholischen Nonnen geführt werden. Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, ein junges Mädchen aus dem Haus zu geben.
Wir werden uns bei unserem nächsten Besuch ein solches Internat in Colombo anschauen und uns informieren lassen. Erst danach werden wir uns mit ihren Paten Christine Wälchli und Max Mesmer über die monatlichen zu erwartenden Internatskosten von ca. CHF 80.- unterhalten.
Die neuesten Informationen vom Grossvater über den CCF (Christian child fund) waren folgende: Er liefert weiterhin alle sechs Monate einen Dankesbrief an das Büro, und Ruhi hat in den letzten 15 Monaten von der Organisation eine Schultasche und an ihrem Geburtstag 800 Rupien (knapp sieben Franken erhalten).
Im Anhang schildert eine Freundin von uns ihre Erfahrungen mit World Vision, dem bekanntesten Vertreter von Patenschaften. Es wird auch dort betont, dass der Beitrag des Paten dem Kind, seiner Familie und der ganzen Gemeinde zugute kommt. Wie wenig beim Kind und seiner Familie direkt landet, ist wohl den wenigsten Paten bewusst.
Resla hat am 5ten Februar ihren 16ten Geburtstag gefeiert und geht weiterhin zur Schule, allerdings in Hambantota. Ihre Patin Frau Poetschick hat uns einen Geburtstagsbatzen für sie mitgegeben, den sie sehr erfreut annahm.
Maduka konnten wir am 5ten März persönlich zum 15ten Geburtstag gratulieren, und bei ihm kamen zu dem “hach, was seid ihr gross geworden” noch ein paar dünne, aber deutlich sichtbare Härchen am Kinn dazu J.
Die grösste Überraschung war allerdings seine Cousine Bomali: Das Mädchen hatte deutlich abgenommen und passte zum ersten Mal bei unserer Einkaufstour in T-Shirts und Blusen von der Stange.
Ich war allerdings keine grosse Hilfe. Was immer ich in die Hand nahm, und es hatte wirklich hübsche Sachen, wurde von Mutter und Tochter freundlich, aber bestimmt abgewiesen. Es kam nur Rosa und Türkis, gepaart mit Strass, in Frage!?
Bei den Hosen war arg viel Hosenbein übrig, aber Bomali passte mit ihrem unvergleichlichen Strahlen hinein. Nur bei Kleidern waren ihre Proportionen noch nicht konfektionstauglich und wir kauften auch noch Stoff, natürlich in Rosa.
Des Rätsels Lösung: Trotz ihrer geistigen Behinderung darf das Mädchen die Schule besuchen und wurde dort in das Drillprogramm eingeteilt. Wie überall auf der Welt kämpfen immer mehr Kinder mit Übergewicht, und es gibt neuerdings spezielle Drillpro-gramme an den Schulen, um dem entgegen zu wirken. Dort nimmt sie begeistert teil und setzt sich zu Hause noch stundenlang auf ein Trimmrad. Sie hat sich sehr über unser Lob für ihre Anstrengungen gefreut, und das Versprechen, sich das “schönste” Kleid in ganz Hambantota aussuchen zu dürfen, wenn sie weiterhin solchen Erfolg haben würde, wurde mit heftigen Nicken und glücklichem Lachen aufgenommen.
Humaid und Michel kauften derweil mit Maduka und seinem Cousin Schuhe und Kleider, und die Jungs haben sich sichtlich gefreut. Auch hier liess sich der Geschmack nicht ganz nachvollziehen, aber Maduka liess uns wissen, dass das sein bestes Geburtstags-geschenk aller Zeiten sei. Und er hat sich überschwänglich bedankt. Er ist ein sehr liebenswerter Junge, und wir sind gespannt, wie sein weiterer Weg sein wird.
Roy hat uns eine weitere Witwe mit zwei Kindern vorgestellt, und vielleicht finden sich auf diesem Weg Paten. Da die Patenschaften für Resla in zwei und diejenige für Maduka in drei Jahren auslaufen werden, könnten wir uns vorstellen, dafür die Verantwortung zu übernehmen.
Nach einer anstrengenden, ereignisreichen, aber auch wunderschönen Woche fuhren wir an der Küste entlang nach Kalutara in unser Ferienhotel. Dort haben wir erst einmal ein paar Tage nichts anderes getan als zu faulenzen und es uns gut gehen zu lassen. Ganz nebenbei haben wir noch die Kricketregeln (fast) verstehen gelernt und mit den Einheimischen mitgefiebert.
Ausflüge nach Colombo unternahmen wir diesmal wohlweislich mit einem Fahrer, und viel zu bald mussten wir wieder Abschied nehmen.